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PS 12 137: Grundkurs : Gesellschaftliche Voraussetzungen der Erziehung und erzieherische Voraussetzungen der Gesellschaft II
bei Professor Rülcker
Referentin Tatjana Lausch, Matrikelnummer 2249715

THESENPAPIER zu Jean-Jacques Rousseaus Buch "Emil" drittes und viertes Buch, erschienen Mai 1762 in Paris

Drittes Buch: Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, bzw. was an den Dingen lernbar ist.

Entwicklungsstand eines Kindes von etwa zwölf Jahren, das die negative Erziehung Rousseaus genossen hat: Das Kind befindet sich in seiner glücklichsten Entwicklungsphase. Es ist nur auf sich bezogen. Seine Wünsche sind durch die Erziehung nicht erhitzt und von daher mäßig. Seine Kräfte und Fähigkeiten, sich seine Wünsche zu erfüllen, sind größer und wachsen schneller als die Begierden. Es hat nun die überschüssigen Kräfte und, um sich wissenschaftlichen Studien widmen zu können. Diese glückliche Phase ist einmalig im Leben eines Menschen und endet mit der Pubertät.

Gegenstände des Unterrichts sollen die sinnlich wahrnehmbaren Naturerscheinungen selbst sein. Die Geräte und Hilfsmittel die Naturerscheinungen zu erforschen sollen nicht benutzt sondern erfunden werden. Auf die Naturerscheinungen aufmerksam gemacht wird das Kind durch einfache, seinem Alter angemessene Fragen des Erziehers neugierig. Die Neugier soll nie vom Erzieher befriedigt werden, so wird das Kind in seiner Unruhe selbst alles versuchen, die Dinge zu verstehen. Es wird nicht vom Lehrer die Wahrheit erfahren, sondern es wird die Naturwissenschaften selbst erfinden und lieben. Auf diese Weise lernt das Kind nicht viel, aber das, was es versteht, weiß es ganz und gar und für sein ganzes Leben. So lernt es niemals andere als richtige und deutliche Begriffe. Es wäre weniger bedauerlich, wenn es gar nichts wüßte, als wenn es sich in einem Irrtum täuschen würde. Vorurteile beruhigen die Neugier und verhindern, daß das Kind die Wahrheit erfährt. Da das Kind noch nicht über eine Urteilskraft, Vorurteile zu erkennen, verfügt, muß diese Sorgfalt in der Erkenntnisvermittlung aufgewendet werden. Das Kind lernt die Methoden sich die Welt anzueignen.

Die Frage Was nützt das? wird zum Maßstab für alle Dinge und jedes Tun. Das Kind kann sich mit der Frage Was nützt es mir? leicht verknüpfen und erhält damit das Instrument einer vorläufigen Urteilskraft. Die Welt wird eingeteilt in Nützliches und nicht Nützliches (Beispiel: im Wald von Montmorency).

Robinson Crusoe soll das erste und lange Zeit einzige Buch des Kindes sein. Wie Robinson auf der Insel soll sich das Kind mit den eigenen, notwendigen Bedürfnissen und deren Befriedigung beschäftigen. So erlernt es die Tätigkeiten Werkzeuge für die Befriedigung seiner unmittelbaren Bedürfnisse herzustellen. Emil genügt sich selbst. Erst später, wenn ihm seine unmittelbaren Bedingungen bekannt sind, interessiert es sich für andere Menschen, deren Umgang ihm durch Gewerbe, Handel und Verkehr deutlich gemacht wird (Gleichheit, Tauschmittel). Um seinen Lebensunterhalt verdienen zu können soll das Kind ein Handwerk erlernen. Das Erlernen des Handwerks dient weniger dazu es später als Beruf auszuüben, sondern eher dazu seine Fertigkeiten Gegenstände zu bearbeiten zur Meisterschaft bringen und für einige Zeit die gesellschaftlichen Unterschiede empfinden.

Der Fortschritt des Kindes in dieser Entwicklungsphase ist, daß es sich nicht durch Sinnestäuschungen in die Irre leiten läßt, sondern die Dinge soweit geistig durchdringt, daß es nicht mehr glauben muß, zwei statt einer Kugel zwischen zwei gekreuzten Fingern zu rollen (Beispiel: Stock im Wasser).

Viertes Buch: Vermittlung von Moralbegriffen und Einführung in die gesellschaftlichen Aufgaben (Emil im Alter von 15 bis 20 Jahren)

Mit der Pubertät, dem Entflammen der Leidenschaften (Gefühl und Liebe), geraten die Kräfte und Fähigkeiten ins Hintertreffen. Der Mensch wird relativ schwach. Die glückliche Zeit ist vorbei. Leidenschaften sind weder auszurotten noch zu zerstören, sie sind natürlich (zuweilen aber auch unnatürlich aufgebläht). Erst die Leidenschaften bringen den Jugendlichen dazu sich zu Fehltritten verführen zu lassen. Hier und nicht früher kann ihm ein Begriff von Moral vermittelt werden (Fabeln). Aber auch hier muß der Zögling selbst zur Vernunft gelangen. Ihm bleibt kein Fehltritt erspart, aber der Erzieher ist immer dabei. Auch hier besteht die Erziehung mehr im Handeln als im Reden.

 

 
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