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PS: Pädagogik als Erfahrungswissenschaft und Bildungstheorie am Ausgang des 18. Jahrhunderts
bei Professor Scholtz
vorgetragen von Tatjana Lausch

 

Thesenpapier zu Salzmanns Ameisenbüchlein

Biographisches: Salzmann wurde geboren 1744 in Sömmerda bei Erfurt als Sohn eines ansässigen protestantischen Pfarrers. Er wurde ebenfalls Pfarrer in Röhrborn und später Prediger in Erfurt. 1781 nahm er die Stelle eines Religionslehrers im Basedowschen Philanthropin in Dessau an. 1784 gründete er seine eigene Erziehungsanstalt in Schnepfental bei Gotha, wo er 1811 starb.

Bibliographisches: Salzmanns theologische Schriften und Predigten beschäftigen sich mit der Vermittlung des lebendigen Glaubens an Gott. Neben Unterhaltungs- und Erziehungsschriften für Kinder verfaßte er Erziehungsschriften für Erwachsene, wie den Roman "Carl von Carlsberg oder über das menschliche Elend..." und die Schrift für Lehrer und Eltern zur Kindererziehung: "Salzmanns Ameisenbüchlein".

 Zum Text: Salzmann berichtet in diesem Buch fast ausschließlich von seinen Erfahrungen in Schnepfental. Es wird also kein akademischer Disput geführt, lediglich Pestalozzi genannt über die positive Wirkung, die das gemeinsame Nachsprechen auf die Kinder hat.

Freude am pädagogischen Beruf, so heißt es hier, bedeutet, sich gern in der Kinderschar aufzuhalten. Voraussetzung dafür ist die eigene Gesundheit, um sich wohl zu fühlen, und Selbstdiziplin, um vorbildlich wirken zu können. Fast alle Fehler, die ein Erzieher machen kann und die ihm das Leben schwer macht, sind in ihm selbst zu suchen.

Thesen Salzmanns (nach Reiner Wild):

 1. These: Zunächst stellt Salzmann eine anthropologische Konstante auf: "Der neugeborene Mensch kann noch nicht gehen, und das Prinzip seiner Handlungen sind seine Empfindungen. Was ihm angenehme Empfindungen verursacht, begehrt, was unangenehme Empfindungen bewirkt, das flieht er. Da ist keine Rücksicht auf Religion oder Moral sichtbar."( S. 63 f) Aber nur die Sittlichkeit, in dem Bewußtsein seine Pflicht erfüllt oder nach richtigen Grundsätzen gehandelt zu haben, führt den Menschen zur eigentlichen Menschenwürde und zur Glückseligkeit (vergleiche ebenda).

2. These: Andererseits kämpft Salzmann gegen ‚moralische Gängelwagen‘ und lehnt jegliche Verbote, Gebote, Belohnungen und Strafen ab, da diese Erziehungsmaßnahmen nicht mehr den modernen Anforderungen an moralisches Handeln genügen. Unter Verboten und Strafen erreichte Erziehungserfolge unterdrücken nur Wünsche der Kinder, die vermehrt nach Befriedigung verlangen, wenn die Verbindung zum Gesetzgeber aufhört. Hier wird der historisch sich vollziehenden Entkonkretisierung des Moralsystems Rechnung getragen. "Man lasse daher das Kind immer seinen eigenen Willen tun, so wird es gut werden."( S. 64)

Beide Thesen stehen zueinander im Widerspruch: Wie kann das Kind, was von Geburt kein moralisches Wesen ist, in der Ausübung seines eigenen Willens gut werden?

Hier eröffnet sich der Raum für Salzmanns Pädagogik: "Der Erzieher soll den Zögling dahin bringen suchen, daß er selbst das Gute wolle und es tue..."( S. 65) Zwei grundsätzliche Erfahrungen teilt Salzmann zur Bewerkstelligung dieser Aufgabe mit, die ihn als der Aufklärung verpflichtet ausweist: "1. Daß man dem Kinde stets die Wahrheit sage oder ihm von seinen Pflichten die richtige Ansicht gebe. 2. Daß man es dahin bringe, daß es die Wahrheit einsehe....Man sei also stets wahr in seinen Ermahnungen!"(ebenda) D.h. man muß sie stets rational begründen und jederzeit vernünftig demonstrieren können.

 

Allgemeine Ratschläge für Erzieher: Erziehe dich selbst!

1. Sei gesund!; 2. Sei immer heiter!; 3. Lerne mit Kindern sprechen und umgehen!; 4. Lerne mit Kindern dich beschäftigen.; 5. Bemühe dich, dir deutliche Kenntnisse der Erzeugnisse der Natur zu erwerben.; 6. Lernen die Erzeugnisse des menschlichen Fleißes kennen.; 7. Lerne deine Hände brauchen.; 8. Gewöhne dich, mit deiner Zeit sparsam umzugehen.; 9. Suche mit einer Familie oder einer Erziehungsgesellschaft in Verbindung zu kommen, deren Kinder oder Pflegesöhne sich durch einen hohen Grad von Gesundheit auszeichnen.; 10. Suche dir eine Fertigkeit zu erwerben, die Kinder zur innigen Überzeugung von ihren Pflichten zu bringen.; 11. Handele immer so, wie du wünschest, daß deine Zöglinge handeln sollen.

Zitate aus: C. G. Salzmann, Salzmanns Ameisenbüchlein oder Anweisung zur vernünftigen Erziehung der Erzieher, Paderborn 1916

Weitere Literatur: Reiner Wild, Die Vernunft der Väter, Stuttgart 1987, S. 184-191

 

 
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